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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
... sehr schön.
...
5
wenn es die schrift nicht gäbe
wäre das weg jetzt alles weg
& na und dann wäre es eben weg

6
aber da es die schrift gibt
kann es jetzt jeder lesen
nur einen mausklick entfernt!
...

... Don't tell me you don't know what love is / When you're old enough to know better / When you find strange hands in your sweater / When your dreamboat / turns out to be a footnote / I'm a man with a mission / in two or three editions ... // And I'm giving you a longing look / Everyday, everyday, everyday I write the book

Chapter One we didn't really get along / Chapter Two I think I fell in love with you / You said you'd stand by me in the middle of Chapter Three / But you were up to your old tricks in Chapters Four, Five and Six // The way you walk / The way you talk, and try to kiss me, and laugh / In four or five paragraphs / All your compliments and your cutting remarks / Are captured here in my quotation marks

Don't tell me you don't know the difference / Between a lover and a fighter / With my pen and my electric typewriter // Even in a perfect world where everyone was equal / I'd still own the film rights and be working on the sequel ... // And I'm giving you a longing look / Everyday, everyday, everyday I write the book


ein wenig überschlau, zugegeben, wie Costello ja fast immer, aber als pop-song doch sehr hübsch und erstaunlich funktionierend. projekt: literaturpop. alle popsongs suchen, in denen es um schreiben/lesen geht. "paperback writer" von den beatles usw.

dieses Postings genau gesagt.

Blogs sind semantische Generatoren, die mit erstaunlich hoher Wahrscheinlichkeit etwas produzieren, das „Literatur“ sehr nahe kommt. Und ich selbst lese sie nicht zuletzt als Ersatz für eine Art von Literatur, die es (für mich) einfach nicht gibt.

Interessant ist, dass die Versuche so eindeutig scheitern, daraus dann „wirkliche Literatur“ zu machen, ob durch Abdruck auf Papier oder öffentliche Lesung. Die Texte scheinen nur dann zu funktionieren, wenn man sie in ihrem lebendigen Blog-Kontext liest, und außerhalb sofort abzusterben.

Was allerdings auch daran liegt, dass Blogger mit Literatur-Ambition keine Ahnung zu haben scheint, was gut daran ist, was sie machen (insofern da etwas gut ist). Sie glauben an den „guten Text“ und koppeln dann irgendetwas Feuilletonistisches und Poetisches aus. Was sie für Kunststücke halten.

Aber das beste an Blogs ist ja immer das Projekt, das die Text-Momente erzeugt. Umgekehrt kann man vermutlich nur solche Texte als Single auskoppeln, die in a nutshell dieses Projekt bereits enthalten. Oder besonders dichte und zur Not sogar bearbeitete Text-Collagen, die den spezifischen Blog-Flow und/oder den Blog-Screen verkörpern.

So wie selbst die besten Texte von Popsongs in gedruckter Form praktisch nie funktionieren. Jim Morrisons Gedichtbände habe ich einmal gelesen: grauenhaft. Dylans Roman „Tarantula“ war auch ziemlich furchtbar, jedenfalls in deutsch, aber er spielt glaube ich auch in den USA keine Rolle. Und ich gehe ja jede Wette ein, dass auch das Nick Cave-Buch, das ich nie lesen wollte, Mist ist. Gibt es überhaupt irgendein gutes literarisches Buch eines Pop-Musikers?

Trotzdem wurde Dylan völlig zu Recht für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen. Aber das spricht eher gegen die Literatur. Er hat dazu gesagt, dass er nie das Gefühl hatte, dass das, was er macht, etwas mit „Großer Literatur“ zu tun hat. Ich glaube, das war nicht gelogen, obwohl er ja alles ausgeschlachtet hat, was er nur irgendwie brauchen konnte. Aber er machte daraus etwas anderes: etwas, das mit Musik und Stimme untrennbar verschmolzen ist und eigentlich nur im Moment der Performance existiert. Gedruckt ist so ein Text nur eine Leerform, eine Möglichkeit. Oder eine Erinnerung. Möglicherweise wirklich etwas, das Dylan mit Brecht verbindet, von dem ich ja auch keinen einzigen endgültigen Text nennen könnte.

Literatur ist gedruckt. Alles was nicht gedruckt ist, sollte anders genannt werden.
Trotzdem: Ich denke, eine neue, im Wortsinn „zeitgemäße“ gedruckte Literatur, wenn es eine gibt, wird aus der Schreibpraxis der Blogs entstehen müssen. Aber dazu müsste man neue Formen finden, die weder „Blog“ sind noch alte Literatur. Also nicht: „Geschichte“, „Gedicht“, „poetisches Prosastück“.

Die Qualität von Blog-Literatur liegt woanders: im Alltagstonfall, in den Stimmen selbst, in dem sprachlichen Reichtum, in den Nuancen, in dem Drive.

Mögliche Definition: „Literatur“ wird daraus, wenn eine Stimme sich aus Aussagen, Splittern und Spuren sich formt, die ansatzweise eine „literarische“ Haltung spiegeln bzw. erzeugen. Eine literarische Haltung ist dann gegeben, wenn das, was zwischen den zeilen und Postings steht, das, worum die sprachlichen Akte sich drehen und was die Sprachspielzüge vorantreibt, die Frage danach ist, wie Welten (und Menschen) aus Zeichen entstehen.

...
Imagine a hideous monster created out of pieces of your friends and family, eyes of your wife, hands of your son, or a patch of skin from your daughter. The common practice of misquoting, rephrasing, or taking words out of context and reapplying in the blogosphere reminded me of Frankenstein.
[>>]

... damit nicht ewig das viel zu lange Roadrunner-posting da steht. Ich war auf der LEARNTEC, das ist eine deprimierende e-learning messe, und über so etwas kann man nicht bloggen. sonst eigentlich auch nichts. aber ich habe Hagen Graf dort kennen gelernt, der hier gepriesen und verlinkt werden soll: www.machm-it.org. eine erzsympathische wir-programmieren-einfach-mal-auf-professionellem- level-drauflos-community, die anscheinend tatsächlich funktioniert und noch viel toller werden könnte, wenn sie sich nur um ein fünferl um so was wie oberfläche und usability kümmern würden. wichtig für mich: er kann Java-auf-Handies!

und was ich noch sagen wollte: ich habe jetzt wirklich begonnen analoge musik zu mp3isieren, die ich auf wunsch gern verschicke. roadrunner, zum beispiel.

        

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